Wie erkennt man zu hohe Luftfeuchtigkeit in Wohnräumen?

Zu hohe Luftfeuchtigkeit in Wohnräumen führt zu einer erhöhten Schimmelbildung und somit letztlich zu einer Beeinträchtigung der Bausubstanz. Darüber hinaus kann Schimmel auch die Gesundheit der Bewohner/innen erheblich beeinträchtigen. Um diese Probleme zu vermeiden, ist es wichtig, die korrekten Werte einzuhalten. Wie man diese sicherstellen kann und welche Luftfeuchtigkeit optimal ist, erläutern wir in diesem Artikel.

Was ist Luftfeuchtigkeit, wie entsteht sie und wann ist sie zu hoch?

Eine zu hohe Luftfeuchtigkeit sollte unbedingt vermieden werden. Um die Problematik rund um dieses Thema genauer behandeln und somit Tipps zur Vermeidung von zu hoher Luftfeuchtigkeit geben zu können, müssen wir zuerst den Begriff „zu hohe Luftfeuchtigkeit“ genauer untersuchen. Was genau bedeutet zu hoch? Genau in diesem Punkt scheiden sich die Geister. Das bezeugt auch die Tatsache, dass verschiedene Untersuchungen zu diesem Thema fast alle zu einem unterschiedlichen Ergebnis kommen. Wir geben hier unsere Erfahrungen aus unserer jahrelangen Arbeit weiter und möchten niemandem seine Meinung oder seine Ergebnisse absprechen.

Eine zu hohe Luftfeuchtigkeit ist im Wesentlichen von zwei Faktoren abhängig: der Wassermenge in der Luft und der Temperatur. Warme Luft kann mehr Wasser und damit Feuchtigkeit aufnehmen als kalte Luft. Das kommt daher, dass die Luftmoleküle bei Wärme weiter „auseinanderrutschen“ und einfach ausgedrückt mehr „Wasser“ in die Zwischenräume der Moleküle passt. Nun ist die in der Luft „gelöste“ Feuchtigkeit erst einmal nicht wirklich ein Problem – sondern das Wasser, das aufgrund von Temperaturänderungen aus der Luft kondensiert. Oder eben die Höhe dieser Feuchtigkeit und seine (ggf. negative) Auswirkung auf verschiedene Dinge.

Wann kommt es nun dazu, dass die in der Luft gespeicherte Feuchtigkeit ihren Gastgeber verlässt? Kühlt warme Luft mit viel Feuchtigkeit ab, steigt die relative Luftfeuchtigkeit erst einmal an. Irgendwann ist aber der Punkt erreicht, bei dem die maximal mögliche Menge an Wasser aufgenommen wurde. Kühlt die Luft weiter ab, fällt Wasser in Form von Kondensat aus der Luft aus.

Dieses Wasser ist dann meistens das eigentliche Problem für uns und unser Haus. Haben wir also eine gewisse Temperatur und Feuchtigkeit im Raum (z. B. 21° C und 45 % relative Luftfeuchtigkeit), kann eine kühle Oberfläche die Luft abkühlen. Das kann eine Oberfläche eines Bauteils sein, z. B. einer Wand oder eines Fensters, welches kühler ist als der Rest. In der Folge steigt an dieser Stelle die relative Luftfeuchtigkeit an. Oft in Bereiche von weit über 80 % bzw. sogar so weit, dass wir Kondensat (also Wasser) sehen können.

Wird ein Fenster so kalt, dass Wasser aus der Raumluft auskondensiert (meist an den Fensterrändern), ist dies in den meisten Fällen ein Zeichen für eine zu hohe Luftfeuchtigkeit. Eine zu hohe Luftfeuchtigkeit in einem Gebäude oder einer Wohnung hängt also von der kältesten Stelle im Raum ab. Um genaue Aussagen über den exakten Wert treffen zu können, müsste man nun die Temperatur der kältesten Oberfläche im Raum kennen und zurückrechnen, welche relative Luftfeuchtigkeit bei einer bestimmten Temperatur nicht überschritten werden darf.

 

Wie hoch ist die ideale Luftfeuchtigkeit in den verschiedenen Räumen?

Der folgenden Tabelle entnehmen Sie die idealen Werte für die Luftfeuchtigkeit in den verschiedenen Räumen:

Raum

Optimale Temperatur

Optimale Luftfeuchtigkeit

Arbeitszimmer

20 °C

40 – 60 %

Badezimmer

23 °C

50 – 70 %

Keller

10 – 15 °C

50 – 65 %

Kinderzimmer

20 – 22 °C

40 – 60 %

Küche

18 °C

50 – 60 %

Schlafzimmer

16 – 18 °C

40 – 60 %

Wohnzimmer

20 °C

40 – 60 %

 

Typische Eintragspfade erhöhter Luftfeuchtigkeit

Jeder Mensch erzeugt direkt und indirekt Feuchtigkeit. Wir schwitzen, atmen, kochen, waschen uns, gießen unsere Pflanzen und vieles mehr. Doch jeder lebt sehr individuell und erzeugt mal mehr und mal weniger Feuchtigkeit. Manche Menschen haben Haustiere oder auch Aquarien. Manchmal gibt es eine Sauna oder sogar ein Schwimmbad im Keller. Andere kochen sehr gern und lange. All dies hat Auswirkungen auf die Luftfeuchtigkeit im Gebäude.

Allen individuellen Verhaltensmustern ist jedoch gemein, dass wir wesentlich mehr Luftfeuchtigkeit produzieren, als wir glauben. Eine vierköpfige Familie ohne Aquarien, Schwimmbäder oder Haustiere und mit einem separaten Wäscheraum erzeugt zum Beispiel pro Tag etwa 10 bis 15 Liter Wasser im Wohnbereich. Mit Aquarium und co. kann es auch schnell ein Vielfaches davon sein. Nur einmal Wäschetrocknen kann bereits 5 bis 8 Liter zusätzlich bedeuten. Diese Feuchtigkeit muss aus der Wohnung abgelüftet werden, damit die Luftfeuchtigkeit konstant gehalten werden kann.

 

Warum ist die Luftfeuchtigkeit gerade in Neubauten so hoch?

Gerade in einem neuen Gebäude kann die Luftfeuchtigkeit auch noch aus anderen Quellen stammen. Dies kann z. B. Restbaufeuchte sein. Restbaufeuchte entsteht unter anderem dadurch, dass große Mengen Zement, Estrich, Farben oder einfach Regen während der Bauphase in das Gebäude eingedrungen sind bzw. verbaut wurden. Das ist ganz normal und in jedem Gebäude so.

In einem Einfamilienhaus sind 15.000 bis 20.000 Liter Wasser gebunden. In einer durchschnittlichen Wohnung immerhin noch etwa 10.000 bis 15.000 Liter. Diese Feuchtigkeit tritt langsam (in der Regel verteilt über die ersten 18 Monate nach dem Bezug bzw. der Fertigstellung) aus allen Bauteilen aus und geht damit in die Raumluft über. Trifft diese Restbaufeuchte nun auch noch auf die Nutzer der Wohnung, addieren sich die Effekte.

So ist es also ganz normal, dass speziell in der ersten Zeit in einem Neubau sehr viel Luftfeuchtigkeit entstehen kann. Diese hohe Luftfeuchtigkeit kann Schimmelpilzwachstum hervorrufen oder aber Schäden am Gebäude und/oder der Einrichtung verursachen. So kann diese Feuchtigkeit schnell kondensieren und an Fenstern oder Türen herunterlaufen oder Einrichtungsgegenstände beginnen zu schimmeln und/oder es fängt, an muffig zu riechen. Es gibt auch weitere Möglichkeiten, wie Feuchtigkeit in ein Gebäude gelangen kann. Dies sind aber meist Schäden (z. B. Undichtigkeiten o. Ä.), die mit der normalen Nutzung nichts zu tun haben. In solchen Fällen benötigt man einen Fachmann zur Abklärung, was genau passiert ist und was man tun muss, um den Schaden zu beheben.

 

Luftfeuchtigkeit erkennen und messen – darauf kommt es an

Es gibt Hygrometer, welche die relative Luftfeuchtigkeit mehr oder weniger genau anzeigen. Die einfachsten Modelle sind analoge Messwertanzeiger mit einem Ross- oder Kunststoffhaar verbunden mit einer Anzeigenadel. Diese Geräte sind recht verbreitet und kosten im Baumarkt ab ca. 5 €. Teurere Geräte mit Digitalanzeige und echtem Sensor liegen bei 15-20 €. Leider kann man aber am Preis der Geräte nicht erkennen, wie gut sie wirklich sind. Normalerweise ist mit Toleranzen der angezeigten Angaben von ca. 5-10 % zu rechnen. Geräte, bei denen Angaben wie „zu niedrig“, „gut“ oder „zu hoch“ stehen, sind jedoch meist kritisch zu betrachten und haben oft keine Aussagekraft. Im Herbst und Winter liegen normale Werte zwischen ca. 40 % und 45 % relativer Luftfeuchtigkeit bei etwa 21° C Raumtemperatur. Im Sommer manchmal auch deutlich darüber.

Wenn wir Wäsche trocknen, viel kochen, duschen oder ein längeres Bad nehmen, kann die relative Luftfeuchtigkeit schnell auf über 60-70 % ansteigen. Schlafen wir nachts bei geschlossenem Fenster, sind 75 % relative Luftfeuchtigkeit keine Seltenheit. Eine recht gute Methode, um eine zu hohe Luftfeuchtigkeit auch ohne ein Messgerät zu erkennen, ist, neben sichtbarem Kondensat an Fensterscheiben (dann ist die Luftfeuchtigkeit deutlich zu hoch), ein Fenster oder eine Tür mit Glaseinsatz zu öffnen.

Im Winter, wenn es kühler ist, kann man sich daran orientieren, wie stark bzw. wie lange eine Fensterscheibe von außen beschlägt, wenn man das Fenster oder die Tür öffnet. Sobald man (im Winter) ein Fenster öffnet, beschlägt die äußere Glasscheibe mehr oder weniger stark. Besonders gut kann man dies an einer Terrassentür sehen.

Für gewöhnlich bildet sich im oberen Bereich des Fensters oder der Tür besonders viel Kondensat. Die Luftfeuchtigkeit im Raum ist umso höher, je stärker ausgeprägt das Kondensat ist bzw. je länger die Fensterscheibe beschlagen bleibt. Ist die komplette Fensterscheibe leicht weiß oder bilden sich sogar kleine Wassertröpfchen auf der Oberfläche, wenn man mit dem Finger darüberstreicht, kann von einer sehr hohen Luftfeuchtigkeit im Innenraum ausgegangen werden. Bleibt das Fenster deutlich länger als zwei Minuten beschlagen, ist dies ebenfalls ein gutes Indiz für eine hohe Luftfeuchtigkeit. Beschlagen die Fenster, der Fensterrahmen oder Türschlösser/Türgriffe bzw. Scharniere von innen, ohne dass das Fenster oder die Tür geöffnet wird, ist mit großer Sicherheit eine zu hohe Luftfeuchtigkeit vorhanden und es sollte dringend gelüftet werden.

 

Luftfeuchtigkeit senken – so funktioniert es

Die einfachste Möglichkeit zur Reduktion der Luftfeuchte besteht in regelmäßigem Lüften. Ein Problem besteht hier allerdings darin, dass die meisten Menschen tagsüber arbeiten gehen und ein Luftaustausch nur morgens und abends durchgeführt werden kann. Eine Lösung stellen hier moderne Lüftungsanlagen dar. Sie saugen die feuchte verbrauchte Luft permanent ab, führen sie nach draußen und leiten frische Luft von außen nach innen. Handelt es sich um eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung, wird zusätzlich die Wärme der verbrauchten Luft auf die eindringende Frischluft übertragen, sodass man zusätzlich Energie sparen kann.

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