Die verschiedenen Luftarten nach DIN EN 12792

Je nach Einsatzort und Beschaffenheit unterscheidet man in der Gebäudetechnik verschiedene Luftarten. Diese sind in der DIN EN 12792 für die Wohnraumlüftung und in der DIN EN 13779 für Nichtwohngebäude festgehalten. Welche Luftarten es gibt und worin sie sich unterscheiden, erfahren Sie in dem folgenden Beitrag.

Überblick über verschiedene Luftarten

Technische Anlagen für die kontrollierte Belüftung von Wohnräumen erzeugen einen permanenten Luftwechsel und stellen damit ein gesundes Raumklima sicher. Dabei spielt die Unterscheidung der verschiedenen Luftarten eine entscheidende Rolle. Jede von ihnen übernimmt eine eigene Aufgabe – von der Ansaugung bis zum Abtransport.

Außenluft

Die mit der Abkürzung ODA (outdoor air) bezeichnete Außenluft bezeichnet Luft, die über Ansaugöffnungen in Lüftungsanlagen gelangt. Ihre Qualität ist vor allem vom Standort des Gebäudes abhängig. Um zu verhindern, dass mit ihr Staub von außen in die Innenräume gelangt, wird sie nach dem Ansaugen gefiltert. Für Allergiker sind optional spezielle Pollenfilter erhältlich.

Zuluft

Je nach Witterungsverhältnissen wird die angesaugte saubere Luft erwärmt, abgekühlt, be- oder entfeuchtet und den einzelnen Räumen des Gebäudes zugeführt. Hierbei spricht man von Zuluft bzw. SUP supply air). In der DIN EN 12792 weist sie je nach Aufbereitung die Farben Grün, Rot, Blau oder Violett, in der DIN EN 167982-3 die Farbe Blau auf. Zuluft kann nicht nur aus Außenluft, sondern auch aus Sekundärluft und Mischluft gewonnen werden.

Umluft

Als Umluft bezeichnet man gebrauchte Luft, die aus anderen Räumen in einen Raum geleitet wird. Davor wird sie mit verschiedenen Verfahren aufbereitet.

Da es sich um wiederverwendete Luft handelt, kann Umluft zur Verbreitung von Krankheitserregern, Gerüchen und anderen nicht erwünschten Stoffen beitragen. Deshalb nutzt man das Verfahren im Wohn- und Arbeitsbereich mittlerweile eher selten. Von großer Bedeutung ist Umluft aber in der Industrie. Hier kommt sie vor allem in Bereichen zum Einsatz, in denen schädliche Stoffe nicht nach außen gelangen sollen.

Sekundärluft

Sekundärluft weist Ähnlichkeiten zur Umluft auf. Hier besteht lediglich der Unterschied, dass sie in denselben Raum eingeleitet wird, dem sie zuvor entnommen wurde. Dazwischen können auch hier mehrere Aufbereitungsschritte liegen – etwa eine Kühlung. Häufig wird Sekundärluft zum Beispiel bei Umlufthauben in Küchen eingesetzt. Damit lassen sich Partikel aus der Luft filtern, bevor sie wieder an den Raum abgegeben wird.

Mischluft

Vermischt sich Außenluft aus dem Freien mit Umluft aus dem Gebäude im Lüftungssystem, spricht man von Mischluft, die dem Raum als Zuluft zugeführt werden kann. Mischluft kann die Feuchtigkeit und Wärme der Abluft wiederverwenden. Gleichzeitig findet eine Versorgung des Raums mit unverbrauchter Luft von außen statt. Da es bei dem Verfahren wie bei der Nutzung von Umluft hygienische Nachteile gibt, nutzt man es heute eher selten.

Abluft

Die aus dem Raum herausgeleitete verbrauchte Luft bezeichnet man als Abluft. In Wohnräumen weist sie üblicherweise einen hohen Anteil an Feuchtigkeit und Kohlenstoffdioxid auf. Hinzu kommen oft Gerüche und andere Verunreinigungen. Die enthaltene Wärme wird oft über einen Wärmetauscher abgeschöpft und anschließend an die frische Zuluft übertragen.

Fortluft

Fortluft ist die Luft, die aus dem Lüftungssystem ins Freie geführt wird. Üblicherweise erfolgt der Abtransport über Öffnungen in der Außenwand oder auf dem Dach des Gebäudes. Auch, wenn sie zuvor durch einen Wärmetauscher geführt wurde, enthält sie in der Regel noch viel Wärme.

Leckluft

Leckluft ist unerwünscht aus dem Lüftungssystem entweichende Luft. Dies lässt sich auch bei einer sehr guten Dämmung in der Praxis kaum vollständig vermeiden. Der entscheidende Faktor für das Ausmaß der entweichenden Luft ist die Dichtheitsklasse. Von bauartbedingten Besonderheiten abgesehen können auch Montagefehler und Schäden am Lüftungssystem zu Leckstellen führen. Diese gehen oft mit einem hohen Wärmeverlust und einem Austritt schädlicher Stoffe einher. Deshalb sollte man Leckluft nach Möglichkeit vermeiden.

Infiltrationsluft

Unter Infiltration versteht man den Eintrag von Luft über undichte Stellen. Diese befinden sich meistens in der Gebäudehülle oder an den Fenstern. Diese natürliche Form der Belüftung war früher ein zentraler Teil des Luftaustausches in Gebäuden. Heute sind die Gebäudehüllen aber so dicht konstruiert, dass sie kaum noch erfolgen kann. Deshalb benötigt man bei Neubauten und größeren Sanierungen ein Lüftungskonzept, mit dem ein ausreichender Luftaustausch sichergestellt werden kann.

Exfiltrationsluft

Das Gegenteil zum unkontrollierten Eintritt von Luft in das Gebäude bezeichnet man als Exfiltration. Bei diesem zweiten Bestandteil der natürlichen Belüftung entweicht Luft über undichte Stellen aus dem Gebäude. Auch Exfiltration tritt bei neuen Gebäuden nur noch in geringem Maße auf. Gezielt eingesetzt wird der Prozess vor allem in Ställen und in der Industrie.

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