Anforderungen an Lüftungskonzepte in Wohngebäuden

Der Nutzungskomfort von Wohnräumen ist maßgeblich von der Luftqualität abhängig. So kann etwa Luft mit einem hohen CO²-Gehalt Müdigkeit und Kopfschmerzen verursachen, während eine mit Schadstoffen angereicherte Luft sogar zu langfristigen gesundheitlichen Schäden führen kann. Entsprechend wichtig ist die Entwicklung eines individuellen Lüftungskonzepts, das zu den Räumen und ihren Nutzern passt. Welche Aspekte dabei zu berücksichtigen sind, erfahren Sie in diesem Artikel.

 

Warum braucht man überhaupt eine Lüftungsanlage?

Viele Gründe sprechen für eine permanente Luftzirkulation in Gebäuden. Hierzu gehören vor allem unangenehme Gerüche, hohe Luftfeuchtigkeit sowie Feinstaub und Viren. Problematisch sind diese Luftverunreinigungen insofern, als moderne Gebäude besonders dicht gebaut sind, um Energieverluste soweit wie möglich zu reduzieren. Das hat zur Folge, dass praktisch keine freie Lüftung mehr durch Spalten und Ritzen erfolgen kann. Das macht einen zusätzlichen Luftaustausch über geöffnete Fenster erforderlich.

Wenn dieser allerdings nur morgens und abends durchgeführt werden kann, ist die Frischluftzufuhr oft nicht ausreichend. Außerdem führen geöffnete Fenster zu einem Wärmeverlust und damit zu höheren Kosten. Aus diesen Gründen ist in Neubauten und sanierten Bestandsgebäuden oft eine Lüftungsanlage erforderlich. Sie stellt auch ohne Fensteröffnung einen ausreichenden Luftaustausch sicher und bietet je nach Modell eine zusätzliche Wärmerückgewinnung. Um diese Vorteile voll nutzen zu können, sind bei der Planung aber einige Dinge zu beachten.

 

Anforderungen an Lüftungssysteme

Ein detailliertes Lüftungskonzept gibt Auskunft darüber, welche Lüftungsform für den jeweiligen Einsatzbereich am besten geeignet ist. Je nach Gegebenheit unterscheidet die Norm DIN 1946-6 (Lüftung von Wohnungen) vier Stufen mit jeweils eigenen Anforderungen an die Luftqualität.

1. Lüftung zum Schutz vor Feuchtigkeit
Mit dieser Form der Grundlüftung wird sichergestellt, dass sich während Abwesenheit und Leerstand keine Feuchtigkeitsschäden ausbreiten.

2. Reduzierte Lüftung
Eine reduzierte Lüftung entfernt Schadstoffe aus der Luft und gewährt auch bei mittelfristiger Abwesenheit den Bautenschutz.

3. Nennlüftung
Bei dieser Form der Lüftung handelt es sich um den Normaltyp. Durch sie wird ein hygienischer Mindeststandard und ein Schutz vor Bauschäden sichergestellt.

4. Intensivlüftung
Lüftungen dieser Art werden benötigt, wenn die Luft zeitweise hohe Feuchtigkeitswerte aufweist. Typischerweise ist dies in Küchen und Bädern der Fall.

 

Die richtige Lüftung für jeden Anwendungsbereich

Je nach Art des Gebäudes, Lüftungsbedarf und individuellen Wünschen setzt man verschiedene Arten von Lüftungsanlagen ein. Zu den wichtigsten gehören dabei die folgenden.

1. Abluftanlagen
Anlagen dieser Kategorie sind vergleichsweise einfach aufgebaut und ähneln denen, die in innenliegenden Bädern verbaut sind. Ein Ventilator saugt die feuchte Luft aus Küche und Bad an und transportiert sie über Abluftleitungen nach draußen. Dadurch entsteht ein Unterdruck, der frische Luft aus anderen Räumen über Türschlitze und andere Öffnungen ansaugt, die wiederum durch Außendurchlässe in der Hauswand versorgt werden. Ein effektiver Verschmutzungsschutz ist durch austauschbare Filter sichergestellt. Ein Nachteil der Technologie besteht darin, dass nur vergleichsweise kleine Luftmengen transportiert werden.

2. Zentrale Zu- und Abluftanlagen
Bei dieser Kategorie strömt die Luft über jeweils eine zentrale Zu- und Abluftleitung, sodass keine Durchlässe in der Hauswand benötigt werden. Feuchte Luft aus Bad und Küche wird angesaugt und über Abluftleitungen nach draußen transportiert. Aus dem Außenbereich wird wiederum Frischluft angesaugt, die über Zuluftleitungen in die Wohnräume geführt wird.

Im Interesse einer optimalen Funktionsweise sind bei der Planung folgende Faktoren zu beachten:

  • der Raumluftbedarf
  • die Wohnungsgröße
  • die Haushaltsgröße
  • Reinigungsmöglichkeiten

3. Dezentrale Zu- und Abluftanlagen
Dezentrale Zu- und Abluftanlagen sind dadurch charakterisiert, dass sie sehr kompakt gestaltet sind und keine zusätzlichen Leitungen erfordern.

Die Durchlässe werden hier in der Hauswand installiert. Das hat gleich mehrere Vorteile. Zum einen lassen sich Neu- und Bestandsbauten leicht damit ausstatten, zum anderen ist die Technik preisgünstiger als bei einer zentralen Zu- und Abluftanlage.

 

Unterschiedliche Arten der Wärmerückgewinnung

Mit Wärmerückgewinnung ausgestattete Lüftungsanlagen, wie wir sie auch bei LUNOS anbieten, eröffnen große Energiesparpotenziale. Sie entziehen der Abluft Wärme, die im Anschluss für die Erwärmung von Räumen und Wasser genutzt werden kann. So kann die Effizienz der Lüftungsanlage deutlich erhöht und der Energiebedarf des Gebäudes gesenkt werden.

Je nachdem, welche Technik dabei zum Einsatz kommt, unterscheidet man verschiedene Arten von Wärmerückgewinnungssystemen.

Luft-Luft-Wärmetauscher:
Bei dieser Technik wird der warme Abluftkanal am kalten Zuluftkanal vorbeigeführt, wodurch die Wärme auf die einströmende Luft übertragen wird. Wenn es sich um eine dezentrale Zu- und Abluftanlage handelt, erfolgt der Luftaustausch innerhalb eines einzelnen Geräts in der Außenwand.

Wärmepumpe:
Diese Alternative zum Wärmetauscher entzieht der abgeführten Luft ihre Wärme und speist sie in das Heizungssystem ein. Darüber hinaus kann sie auch zur Erwärmung des Trinkwassers genutzt werden.

Erdreichwärmetauscher als Zusatz z. B. an zentralen Lüftungsanlagen:
Zuluft-Leitungen lassen sich auch im Erdreich verbauen. Vor allem im Sommer ergibt sich dabei der Vorteil, dass die Zuluft mit der niedrigeren Temperatur des Bodens in das Haus geführt wird. Dabei ist es aber wichtig, die Luftkanäle in einem Gefälle zu verlegen, da sich ansammelnde Kondensationsfeuchte sonst zu Bakterien- und Schimmelbefall führen kann. Doch auch darüber hinaus besteht immer die Gefahr einer Mikroben-Verunreinigung, weshalb die Technologie nicht vom Umweltbundesamt empfohlen wird.

Erdreich-Sole-Wärmetauscher als Zusatz z. B. an zentralen Lüftungsanlagen:
Bei ausreichend großen Grundstücken kommen auch Erdreich-Sole-Wärmetauscher infrage. Dabei wird die Erdwärme zunächst in einem nachgelagerten Sole-Luft-Wärmetauscher übergeben, wodurch eine Beeinträchtigung der Zuluft weitgehend ausgeschlossen ist.

 

Was man bei der Planung von Lüftungsanlagen beachten muss

Wenn man einen Neubau oder eine Sanierung plant, sollte man sich möglichst früh über die Konzeption der Lüftungsanlage Gedanken machen. Dabei spielen vor allem die folgenden Faktoren eine Rolle.

Luftdichtheit der Gebäudehülle:
Um eine effektive Funktionsweise der Lüftung sicherzustellen, muss das Gebäude eine ausreichende Dichtigkeit aufweisen. Feststellen lässt sich diese mit dem Blower-Door-Test. So kann gewährleistet werden, dass Zuluft ausschließlich über die vorgesehenen Belüftungsöffnungen in die Räume gelangt und nicht unkontrolliert über Spalten und Fugen.


Positionierung der Abluftzonen:

Die Räume, aus denen Abluft abgesaugt wird, sollten möglichst dicht beieinander liegen. So werden Steigleitungen und lange horizontale Leitungen vermieden, wodurch sich wiederum der Kosten- und Materialaufwand reduzieren lässt.

Verbrauch:
Der Energieverbrauch wird durch die in der Anlage verbauten Ventilatoren verursacht. Wenn es sich um Anlagen für eine Wohnung handelt, reicht die niedrigste Stufe in der Regel aus. Bei Einfamilienhäusern muss man einen jährlichen Verbrauch von 200 – 400 Kilowattstunden einplanen. Nutzt man eine gut eingestellte Lüftungsanlage, kann man deutlich mehr Energie sparen, als man verbraucht.

Wartung:
Eine Lüftungsanlage muss dauerhaft in einem sauberen Zustand sein, damit sie effizient arbeiten kann. Voraussetzung hierfür ist, dass genügend Öffnungen für die Wartung eingeplant sind und Zu- und Abluftleitungen auch während der Bauphase bestmöglich gegen Staub und Verunreinigungen geschützt sind.

 

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